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7. August 2024Ein geflügeltes Wort sagt, dass man dann aufhören soll, wenn es am Schönsten ist. Stellt sich die Frage: Wann ist es denn am Schönsten? Nach einem großartigen Erfolg, nach einer Auszeichnung? Genau definieren wird das wohl kaum jemand. Schön ist es allemal, wenn man seinen Abgang selbst bestimmt, wenn man nicht etwa vom Publikum aus dem Stadion gepfiffen oder von der Bühne gebuht wird. Wenn also das Gegenteil der Fall ist: Der Applaus noch prasselt, die Zuschauer jubeln.
In diesem Sinne haben Andy Häussler, Eberhard Riese und Horst Reutter alles richtig gemacht. Als sie im Rahmen des Festivals der Illusionen in der Sindelfinger Stadthalle verkündeten, dass sie den Zauberstab weiterreichen werden an Philipp Daub, der künftig die große Show der Magier organisieren wird, brandete viel Beifall auf.
Das Festival der Illusionen ist eine der herausragenden Veranstaltungen im Kalender der Stadt Sindelfingen. Erstmals haben Häussler, Riese und Reutter und jahrelang zudem noch Gerhard Matheis 1998 die große Zaubergala durchgeführt, allesamt gehören sie dem Magischen Zirkel Stuttgart an. Sie starteten nicht bei Null, vielmehr profitierten sie vom „Zauber des Zauberns“. Der damals in Herrenberg ansässige Manfred Thumm veranstaltete erstmals 1978 in der Böblinger Kongresshalle unter diesem Titel
einen dreitägigen Zauberkongress, jeweils der Samstagabend war in diesem Rahmen einer Gala für das Publikum vorbehalten.
In den 80er Jahren wechselte Thumm nach Sindelfingen in die Stadthalle, 1997 war Schluss mit dem „Zauber des Zauberns“, eine Veränderung stand an. „Hartmut Junker ist damals auf uns zugekommen“, sagt Andy Häussler. Junker war zu dieser Zeit Geschäftsführer der Sindelfinger Veranstaltungsgesellschaft (SVG), deren Nachfolger das Congress-Centrum Böblingen-Sindelfingen (CCBS) ist. „Wir haben von der Erfahrung von Manfred Thumm profitiert und konnten auf dieser Basis aufbauen. Zunächst haben wir ein zweitägiges Festival durchgeführt“, erzählt Andy Häussler, der zumeist die Gesamtleitung inne hatte und die Kontakte zur Presse pflegte. Horst Reutter war für die Finanzen zuständig, Eberhard Riese für die Regie, Gerhard Matheis bis zu seinem Ausscheiden für die Werbung.
Schnell entwickelte sich das Festival der Illusionen zu einem Publikumsmagneten, aus zwei Veranstaltungstagen wurden drei. „Das Festival wurde immer populärer“, sagt Andy Häussler, und zwar beim Publikum wie bei den Künstlern. In der Zauberszene hat es weltweit einen hervorragenden Ruf, zahlreiche herausragende und mit höchsten Ehren dekorierte Magier aller Facetten und aus aller Herren Länder traten dort auf. „Wir haben es geschafft, über all die Jahre das hohe Niveau an Künstlern zu halten“, sagt Häussler, der selbst zu den Top-Mentalmagiern zählt, er ist zweifacher Deutscher Meister und Preisträger bei Weltmeisterschaften. Neben den öffentlichen Shows im Rahmen des Festivals der Illusionen führten Häussler, Reutter und Riese zudem regelmäßig Zauberkongresse durch, 2005 und 2014 darüber hinaus die Deutschen Zauberkunst-Meisterschaften.
Gemeinsam beschloss das Trio, die Veranstaltung nach dem Jubiläum in andere Hände zu geben, heuer wurde das Festival der Illusionen zum 25. Mal ausgetragen. Mitte des vergangenen Jahres hat es Philipp Daub angesprochen, ob er sich nicht vorstellen könne, künftig die Leitung zu übernehmen. Unter seinem Künstlernamen Maxim Maurice ist Daub einer der bekanntesten Künstler im Metier der Großillusionen, seit 2011 übt er die Magie hauptberuflich aus.
Das Festival der Illusionen kennt er seit vielen Jahren, er arbeitete dort hinter den Kulissen als Aufbauhelfer, er stand schon mehrfach auf der Bühne, so auch in diesem Jahr. „Ich war extrem erfreut, als ich gefragt wurde, ob ich das Festival übernehmen wolle“, so der 34-Jährige aus Saarlouis. Er bat sich etwas Bedenkzeit aus, dann sagte er zu, künftig ist er also für das Event zuständig. „Das Festival hat einen extrem großen Stellenwert bei den Zauberern und in der Region. Es ist in seiner Art etwas ganz Besonderes“, sagt Daub, der von einer „Erfolgsgeschichte“ spricht, die er gerne fortführe.
„Ich trage jetzt das finanzielle Risiko“, sagt Daub, der aber wie zuvor Häussler und Co. nicht bei Null anfangen muss, sondern der ein erfolgreiches Produkt übernimmt, das bestens etabliert ist. Zudem hat er schon bewiesen, dass er Großveranstaltungen im Bereich der Zauberkunst erfolgreich planen und durchführen kann. So organisierte er 2017 die Deutschen Meisterschaften der Zauberkunst, die in Saarbrücken stattfanden. Erlernt hat Daub den Beruf des Veranstaltungskaufmanns, er ist somit vom Fach.
„Wir sind stolz darauf, dass wir unter den Zauberkünstlern einen so guten Ruf haben. Und wir freuen uns, dass es mit Philipp Daub weitergeht“, sagt Häussler. Er und seine beiden Mitstreiter werden sich zurückziehen, stehen ihrem Nachfolger aber „jederzeit und gerne zur Verfügung, wenn er einen Rat oder einen Tipp braucht“. Daub wird seinerseits „gerne auf deren Erfahrung zurückgreifen. Ich wäre dumm, wenn ich das nicht machen würde, alle drei haben einen sehr, sehr guten Job gemacht. In meinem Kopf rattert es schon. Ich habe viele Ideen und Namen im Sinn und bin mir sicher, dass ich die Erfolgsgeschichte fortführen kann.“
Häussler, Reutter und Riese werden sicherlich im kommenden Jahr das Festival der Illusionen in aller Ruhe anschauen. Zauberkräfte sind nicht nötig, um sich das vorzustellen.
Text: Thomas Oberdorfer; Foto: Michelle Spillner